Um auf Deine Fragen zu antworten:
Die Sitzposition auf der BMW ist mit Sicherheit die agressivste, stimmt. Ich kam damit aber wunderbar klar. Unbequem fand ich sie jetzt nicht.
Die Motorkultur ist sicherlich auch die harmonischte und ausgereifteste. Bei der BMW hatte ich wirklich so ein "Aha-Mt09-auf-1000ccm" Gefühl.
Das blieb bei allen anderen (ausser der außerirdisch brutalen Superduke) aus. Die Superduke ist was anderes, belassen wir es dabei.
Die MT10 geht "gentlemanlike" zur Sache. Etwas vergleichbar mit dem 2015er/2016er Mapping der MT09. Yamaha hat sich da wohl - sehr zu meinem Bedauern - den Kundenklagen angepasst. Daher das "Gummiband-Feeling". Im B-Modus ist das Bike direkter, allerdings fand ich den Unterschied zwischen Standard und A-Modus sehr gering.
Man sitzt gut auf der MT10 und sie fährt sicherlich mehr "schienen - like" als die MT09 obwohl die Abmessungen sich nicht sonderlich zu unterscheiden scheinen. (Hab mit nem Zollstock jetzt aber nicht nachgemessen.)
Allerdings fallen auch alle anderen Bikes genausogut in die Kurve wie die MT10. Einzig und vielleicht nur dem persönluchen, nucht objektivierbaren Eindruck geschuldet, tut sich die Kawa da eeeetwas schwerfälliger.
Gefühlt gingen Suzuki und BMW unten heraus deutlich früher deutlich mehr zur Sache. Sie "rissen mehr an der Kette".
Ob man, wie du polemisch provokant formuliert hattest, im einigermassen legalen Bereich auf diesen Bikes der MT 10 wegfährt, ist ohne Belang. Auf längere Strecke denke ich schon. Was wichtig ist, ist das diese Bikes von unten heraus gefühlt mehr Druck haben.
Die Yamaha kommt erst ab 6000 Umdrehungen. Dann aber gewaltig. Sie holt dann Dinge nach, die die anderen Bikes früher zu liefern scheinen. Ab 6000/7000 Umdrehungen wacht die Yamaha auf und liefert Raketenschub. Die anderen Bikes schlafen nicht in dem Drehzalbereich, steigen aber meiner Meinung nach harmonischer. Die MT 10 wacht da auf, die anderen sind schon wach.
Auf der LS bedeuten 7000-11.000 Touren (der Paradebereich der MT 10) allerdings entweder dauerhaftes Fahren im 1., 2., 3., Gang... Der Motor ist da besonders kernig im Sound.
Windschutz: Wie du teilweise richtig bemerkt hast, ist Windschutz und Naked Bike ein schwieriges Feld. Allerdings bewirbt Yamaha die MT10 als Fazer und Tracer-Replacement. Der Windschutz ist auf der Yamaha besser (subjektiv) als auf den anderen Bikes. Ab höherem Tempo allerdings gleichen sich die Bikes an. Die Tourenscheibe konnte ich nicht testen. Tempi 180+ machen mehr als wenige Sekunden keinen Spaß.
Die Yamaha hat von allen Bikes deutlich am meisten am Tank genuckelt.
Was mir weiterhin positiv gefällt an der MT10 ist das mutige Design (Geschmackssache) und die harmonische Gesamtlinie. Genau wie Du kann ich mit dem Design der KTM Superduke nichts anfangen, von der Farbgebung ganz zu schweigen.
Man bekommt ein stimmiges Motorrad mit ausreichend Leistung und guter Straßenlage, allerdings nicht eine MT09 im MT10-Gewand, die alles wegbläst. Ich denke schon, das Yamaha aufgrund der jetzt veröffentlichten Werte da nachbessern wird.
Es ist etwas paradox: Einerseits bietet man ein recht günstiges Bike, was mit den technischen Gimmicks LED-Licht und Tempomat (wer's braucht) schon viel im Basiskonzept drin hat, andererseits hat man diese enorme Verlustleistung...
Die Kupplung ging mit erhöter Drehzal umso besser. Bei geringer Drehzahl war die etwas schwerfällig, das war bei den Konkurrenten nicht so. Es ist allerdings nicht weltbewegend.
Die Sitzbank war für mich ok, keine Probleme da. Allerdings reisse ich auch 800 km am Stück auf der harten Serienbank der MT09 herunter.
Nun mein Fazit: Als Yamaha-Fan ist das Ding ok und sogar nett. Wurmen und merken tut man schon den späten Motorantrieb. Wer das und den Verbrauch (nicht den Verbrauch per se , aber die irgendwo verloren gegangene Leistung) ausblenden kann, der bekommt ein wahres individuell gestaltetes Bike im modernen Look.